i think i sink
In jeder Wohnung, in der ich bisher gelebt habe, gab es ihn. Den Schrank unter der Spüle. Ein Ort, in den Armeen von Putzmitteln und hässlichen Einkaufstüten hineingestopft und vergessen wurden. Ein Ort, an dem man am Tag des Auszuges ein üppiges Sortiment an nicht genutzter Silberpolitur und Topfwolle fand, mit dem sich einige Regal im Drogeriemarkt hätten füllen lassen. Wenn man sich keinen dekorativen Mülleimer leisten konnte, war dort ebenfalls der derangierte, hässliche Plastikeimer stationiert, in den man alles, was es zu entsorgen galt, hinein kippte. So weit, so gut.
Interessanterweise gibt es diesen Ort auch in jedem unserer Köpfe. Behaupte ich jetzt mal. Eine Lokalität, in der sich alles findet, um die hässlichen Begebenheiten des Alltags wegzufegen und aufzupolieren und an dem wir gleichzeitig unseren emotionalen Müll verstauen, dem wir uns heute ganz bestimmt nicht widmen wollen. Ein neuronales Spiegelkabinett, in dem unser sortiertes Ego dem höchst chaotischen Alter Ego mit wirr verzerrter Visage entgegen lacht.
Der Schrank unter der Spüle ist nicht umsonst der einzige ohne Fächer und klar definierter Gebrauchsbestimmung. Man kann dort so ungefähr alles hineinstopfen, was einem morgen dienen könnte und was man heute aber noch nicht, oder vielleicht nie wieder braucht. In meinem Kopf sieht es hier folgendermaßen aus:
Neben all den Fertigkeiten, die ich in mühevollen Jahren des Lernens und des Lebens irgendwann mal zu brauchen gedachte, knautscht sich eine Tüte voll kalter Asche, leeren Flaschen und schlecht gewordenen Lebensentwürfen. Diese Tüte kann ich nach Belieben auswechseln und in die große Tonne unter meinem aktuellen Leben werfen. Den anderen Teil – nämlich das Gelernte – kann ich bisweilen hübsch sortieren und es auf Nimmerwiedersehen unter den Tüten der neuen Erfahrungen verschwinden lassen, von denen ich auch heute nichts wissen möchte. Ein ziemlich ineffiziente Verwendung von Stauraum, sollte man meinen.
Doch wenn man sich tatsächlich an das große Aufräumen wagt und die verklebten Erinnerungslappen zu einem Turm aus Irritationen, Irrtümern und verschütteten Sinnfragen aufeinander stapelt, dann ist die erste, große Frage: Fuck – wo kommt der ganze Kram eigentlich her? Die zweite: Warum zur Hölle habe ich das alles hier hineingestopft? Und die dritte: Wie kann ich verhindern, dass es hier drin in einem halben Jahr wieder so aussieht?
Weitermachen wie bisher ist in jedem Fall eine absolut indiskutable Option. Radikal alles wegzuschmeißen macht nur wirklich Sinn, wenn man nichts mehr von dem vermeintlichen Pröll braucht. Aber das ein oder andere Nützliche wird sich bei Durchsicht schon gefunden haben. Es lohnt sich tatsächlich, den kleinen Spülschrank zu entrümpeln, das gilt für die Küche wie fürs Köpfchen. Erstens findet man schneller, was man wirklich braucht und zweitens muss man nicht mehr mit dem flauen Gefühl durch die Gegend laufen, dass man in Wirklichkeit ein irrer Lumpensammler ist.
Interessanterweise gibt es diesen Ort auch in jedem unserer Köpfe. Behaupte ich jetzt mal. Eine Lokalität, in der sich alles findet, um die hässlichen Begebenheiten des Alltags wegzufegen und aufzupolieren und an dem wir gleichzeitig unseren emotionalen Müll verstauen, dem wir uns heute ganz bestimmt nicht widmen wollen. Ein neuronales Spiegelkabinett, in dem unser sortiertes Ego dem höchst chaotischen Alter Ego mit wirr verzerrter Visage entgegen lacht.
Der Schrank unter der Spüle ist nicht umsonst der einzige ohne Fächer und klar definierter Gebrauchsbestimmung. Man kann dort so ungefähr alles hineinstopfen, was einem morgen dienen könnte und was man heute aber noch nicht, oder vielleicht nie wieder braucht. In meinem Kopf sieht es hier folgendermaßen aus:
Neben all den Fertigkeiten, die ich in mühevollen Jahren des Lernens und des Lebens irgendwann mal zu brauchen gedachte, knautscht sich eine Tüte voll kalter Asche, leeren Flaschen und schlecht gewordenen Lebensentwürfen. Diese Tüte kann ich nach Belieben auswechseln und in die große Tonne unter meinem aktuellen Leben werfen. Den anderen Teil – nämlich das Gelernte – kann ich bisweilen hübsch sortieren und es auf Nimmerwiedersehen unter den Tüten der neuen Erfahrungen verschwinden lassen, von denen ich auch heute nichts wissen möchte. Ein ziemlich ineffiziente Verwendung von Stauraum, sollte man meinen.
Doch wenn man sich tatsächlich an das große Aufräumen wagt und die verklebten Erinnerungslappen zu einem Turm aus Irritationen, Irrtümern und verschütteten Sinnfragen aufeinander stapelt, dann ist die erste, große Frage: Fuck – wo kommt der ganze Kram eigentlich her? Die zweite: Warum zur Hölle habe ich das alles hier hineingestopft? Und die dritte: Wie kann ich verhindern, dass es hier drin in einem halben Jahr wieder so aussieht?
Weitermachen wie bisher ist in jedem Fall eine absolut indiskutable Option. Radikal alles wegzuschmeißen macht nur wirklich Sinn, wenn man nichts mehr von dem vermeintlichen Pröll braucht. Aber das ein oder andere Nützliche wird sich bei Durchsicht schon gefunden haben. Es lohnt sich tatsächlich, den kleinen Spülschrank zu entrümpeln, das gilt für die Küche wie fürs Köpfchen. Erstens findet man schneller, was man wirklich braucht und zweitens muss man nicht mehr mit dem flauen Gefühl durch die Gegend laufen, dass man in Wirklichkeit ein irrer Lumpensammler ist.
woodstock1982 - 1. Okt, 15:04